Der Weg ist definitiv nicht das Ziel
Als gelernter Wiener ist man gewohnt, dass Steuer den ermächtigten und befähigten Damen und Herren der Wiener Linien zu überlassen, um wohlbehalten ins Chelsea. die Arena, oder wo auch immer hinchauffiert zu werden.
Will der geneigte Musikfreund allerdings partout nicht am Popfest mit tausend Bobos schwitzen, sondern lieber im Waldviertel, genauer gesagt in Groß Gerungs (Germs auf Einheimisch, wie wir erfahren haben), bei sagenhaften 11 Grad frieren, tja, da bleibt nix anderes über, als sich selbst hinter das Steuer zu setzen und gut 2,5 Stunden durch die Pampa zu gurken.
Gut, die Pampa ist wunderschön, das Waldviertel ist leiwand, da kann man eh nix sagen. Aber es zaht sich trotzdem!!!
Endlich angekommen und den weltgrößten Steinarsch, Weltkugel tituliert, bestaunt, weisen einen besonders nette Menschen Richtung Parkplatz, alles pipifein organisiert, kein Drängeln und kein Hupen, alles geht ganz locker und schon steht der Fan auf der grünen Wiese, checkt die Fresss- und Bierstandeln und freut sich auf die Bands.
Von gschissen auf oasch
Worried Man & Worried Boy hatten bei uns ja nicht unbedingt den besten Start, als einer der Bands beim legendären “First Waltz” vor zwei Jahren gingen sie im Wanda-Taumel etwas unter, unsere Ja, Panik!-Abneigung hat sicherlich auch nicht dazu beigetragen, dass sie nur sehr überschaubare Begeisterungstürme bei uns entfachen konnten.
Wir sind inzwischen älter, weiser und milder geworden, WM&WB souveräner, alles eitler Sonnenschein könnt man sagen, die Lieder flutschen nur so dahin, beim “Schönsten Mann von Wien” singt leider nicht Der Nino Aus Wien mit, aber wurscht, die Stimmung passt, die beiden Janatas wissen zu unterhalten, erzählen ein paar Gschichterln, perfekte Opener für dieses Waldviertel-Woodstock. Und “Von gschissen auf oasch” ist wirklich eine geniale Nummer!
All that Glitter is not Gold
A Life A Song A Cigarette haben wir beim ersten, ganz wunderbaren “Home in a Heartbeat” im Theater Akzent hören und lieben gelernt. Auf der CD kommen sie ja ein bisserl leise und verhalten angeschlichen, live geht´s dann doch um ein Eckhaus rockiger zur Sache.
Hervor zu heben wäre bei diesem Auftritt von ALASAC, dass der Keyboarder den 28. Jänner (2018?) in seinem Kalender als Konzerttermin eingetragen hatte und demzufolge das tat, was die meisten Menschen im Juli machen, nämlich fortfahren. Glücklicherweise konnte ein Ersatzmann gefunden werden und die Band spielte sich schön krachig durch ihre Alben, nicht fehlen durfte der Sommerhit “Snow”, man ist ja fast geneigt, den Jungspunden eine gewisse Tinderstickshaftigkeit zuzusprechen, weniger vom Auftreten her, als dem Sinn für feine Melodien, zart mollig, sehr fein.
Zum Abschluss gab es wieder ein wunderbares Cellomassaker (rein bildlich) von Lukas Lauermann, wie immer ein Gewinn.
Open up, feel the push
Die erste Premiäre diesen Abend für mich: DAWA, vor ein paar Jahren auf der Donauinsel nur schlecht gehört und gar nicht gesehen, da das Ö1-Zelt übervoll war, war ich schon gespannt. Lieder kannte ich keine, da merkt der Leser gleich, was wir für Profis sind, Null Vorbereitung und trotzdem so geniale Konzertberichte, hard facts from the frontrow, quasi, naja, egal, tja, DAWA, hm.
Irgendwie haben mich die Vier nicht ganz so sehr bei den Eiern gepackt, wie man so sagt.
Top MusikerInnen, keine Frage, dem Schlagzeuger ist die Bassdrum eingegangen, kein Problem, wird auf der Cajon getrommelt, aber dennoch, irgendwie sind sie mir zu lieb und brav, mir fehlt ein bisserl der räudige Rotz und der Grind. Andererseits, DAWA sind keine Hardcore Punks sondern DAWA und sie haben eine eigen Mischung aus Rock-Pop gefunden, und ja, die Lieder sind nicht schlecht, eh, vielleicht nicht das Passende, um eine Horde vom Bier aufgeheizte Waldviertler, die scheinbar nach Härterem verlangen, sowohl musikalisch wie flüssig, zu befriedigen.
Im Großen und Ganzen naja, mal schauen, abgehakt hab ich die Vier noch nicht, wenn ich sie mal in einem anderen Ambiente sehen kann, werd ich das sicherlich machen. (Ar 2017)