Künstler: Joe Fischler
Datum: 1.4.2015,
Ort: Buchhandlung Morawa, Wien 1, Wollzeile
Anlass: Lesung Joe Fischler, Peter Natter, Günther Pfeiffer
Vorab: Nachdem der Charles Bukowski nun auch schon wieder 21 Jahre unter der Erd’ liegt, interessieren mich Lesungen nur sehr eingeschränkt. Und Krimilesungen schon gar nicht – da zieh ich mir nämlich ab und an lieber etwas Gröberes aus Büchern in den Kopf bzw. lese lieber Tageszeitung.
Aber nachdem der in Innsbruck wohnhafte Jungautor Joe Fischler ein sogenannter Haberer ist (ob das in Tirol so gesagt wird, darf bezweifelt werden, aber wurscht), war der 1.4.2015 ein Pflichttermin: Der Joe hat nämlich gerade seinen ersten Krimi veröffentlicht und liest gemeinsam mit seinen Verlagskollegen Peter Natter und Günther Pfeifer beim Morawa in der Wollzeile. Da muss man dann wohl hin – noch dazu weil der schönere Teil der GE-Family beim Morawa hackelt.
Die Lesung galt es somit rasch zu überstehen (so der Plan) und darüber hinaus wusste meinereiner auch, dass der Joe ein feiner Liedermacher/Musiker ist, der vor ein paar Jahren auch schon (unter anderem Namen) eine CD auf den Markt geworfen hat. Lieder der CD hat er auch in die Handlung des Krimis”Veilchens Winter” eingepackt (so ein Schlauer ist der Joe) – da war klar, dass auch die Gitarre beim Morawa nicht fehlen darf.
Vor dem Joe kamen aber (anmoderiert von der entzückenden Christina Kindl vom Haymon Verlag) noch 2 andere Autoren mit Lesungen dran und damit war klar: Überdosis Lesung für den Skeptiker.
Um es kurz zu machen: Vorurteile sind ein Schas. Schon Günther Pfeifer war saugut (ob Theaterausbildung ein feiner Leser) und Peter Natter schreibt derart schöne Sätze, dass ich mir nach der Lesung sogar beide Bücher kaufte!
Und finalement war dann auch der Joe am Lesen und packte schließlich die Gitarre aus – und damit wären wir auch (endlich) bei der ArGe-Musik:
Vorweg: Die leisen Töne, verpackt in guten Texten, überhört man in unserer lauten Gesellschaft viel zu oft. Und der Joe ist wahrlich kein Lauter!
Joe Fischler singt seine eigenen Texte in deutscher Sprache und begleitet sich dazu auf der Gitarre. Vielleicht trifft ja der Term “Liedermacher” zu, als Hauptthema dient der ganz normale Alltag. Ein guter und sensibler Beobachter des aktuellen Weltgetöses, der mit seiner Musik wohl primär Frauen mitten ins Herz trifft. Dazu schaut der Hund (;-) sogar noch verdammt gut aus – so ungefähr 66x besser als der Philipp Poisel aus Germany, der ähnlich sensibles Liedgut erzeugt.
Schon die ersten beiden Lieder “Mutig” und “Zur Ruh” sorgen beim Publikum (gut besuchte Lesung) für Freude, ja sogar teils für Begeisterung – und der Joe wird dann sogar (außerplanmäßig) um Zugabe ersucht. Da lässt sich der Künstler nicht lange bitten und bringt auch gleich noch eine Nummer, die gerade erst im Fertigwerden ist: “Leinenlos” hat ebenso Gehalt wie die 2 anderen Nummern und den kleinen Vergreifer mitten im Song merken viele der Besucher (ca. 80% weiblich) erst gar nicht. Dazu noch eine ausgesprochen angenehme Stimme und eine Portion Charisma = Großer Applaus für Joe – und ehrlicher Applaus ist ja bekanntlicherweise das einzig wahre Brot der Künstler.
So, jetzt auch noch ein bisserl Böses: In den Höhen hat der Joe noch ein wenig Probleme (das würde aber wohl die eine oder andere Gesangstechnikstunde rasch lösen), die (guten) Texte könnte man vielleicht auch noch etwas flüssiger machen. Auf CD & Co. würden sich vielleicht ein paar Streichinstrumente dazu auch noch nett anhören.
In Summe liefert Joe Fischler aber (für Österreich) ziemlich Einzigartiges – da sollte eine halbwegs intelligente Record-Company früher oder später anbeißen. Wobei: Der Joe ist vielleicht ein bisserl bestechlich (wie wir alle) – aber keinesfalls käuflich! Das weiß ich ganz genau;-)
Im Web gibt es den Joe Fischler hier zu finden, und auf via YouTube bieten wir quasi die Weltpremiere des Videos “Leinenlos”:
(Ge)
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