Dampfnudelblues beim Europavox Project – die Steaming Satellites im WUK
Die Freude war groß, endlich waren die vier Salzburger wieder einmal live in Wien zu hören. Als Headliner sollten sie der kleinen aber feinen Konzertreihe “Europavox Project” Aufmerksamkeit verleihen. Übung gelungen, das Wiener WUK war zwar nicht restlos ausverkauft aber doch ziemlich gut besucht.
Und die meisten Gäste dürften auch tatsächlich wegen der Salzburger Partie gekommen sein, lauschten aber auch brav der kleinen Italienerin Giungla und Olivier Heim aus Polen, die zuvor brav Stimmung zu machen versuchten. Darüber gibt’s übrigens an dieser Stelle schon bald vom Kollegen Ar einige Zeilen zu lesen.
Als die Steaming Satellites dann die Bühne betreten, große Augen, die Band hat sich – zumindest für diesen Gig – mit einen neuen Schlagzeuger verstärkt. Während Stammzeugler Matthäus Weber an die Keyboards wechselte, machte Emanuel Krimplstätter den 2. Gitarristen.
Die erste Nummer offenbart dann die zweite Überraschung des Abends: ein glasklarer Sound, zum Schneiden scharf, mit ordentlich Dezibel aus der Anlage gejagt – die Burschen haben offensichtlich ins Equipment investiert. Bravo!
Sänger-Gitarrist Max Borchardt schwitzt, stöhnt und stampft von Anbeginn an wie gewohnt, überhaupt scheinen alle gut drauf zu sein. Die Streitereien Ende 2014 und die Konsolidierungsphase nach dem Erscheinen des letzten Albums dürften endgültig abgeschlossen sein. Und doch scheint die Band nach wie vor auf der Suche nach sich selbst zu sein.
Nachdem man sich 2015 offiziell mit Manfred Mader am Bass zum Quartett verstärkt hat, nun das Experiment mit neuer Rollenverteilung an den Instrumenten. Dazu be- und überarbeiten Borchardt und Kollegen auch ständig das vorhandene Songmaterial, suchen dabei auch immer wieder bei Akustikkonzerten nach neuen Facetten ihrer eigenen Musik.
Wunderbar, bloß mit dem Charisma will es live nach wie vor nicht so richtig hinhauen. Eigentlich – Vorsicht, tollkühne Behauptung – hätten die Steaming Satellites ja das Zeug zu echten Stadion-Rockern, allein an der Interaktion mit dem Publikum hapert’s immer noch gewaltig.
Zwischen den Songs herrscht meist Funkstille. Auch wenn Borchardt, der Mann mit der Überstimme, förmlich die Rock’n’Roll-Geister zu beschwören versucht (“I got soul, but I’m no soldier!!!”), der Funke will dennoch nicht so recht überspringen. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch, das – auffällig junge – Publikum nimmt’s gelassen, die Songs der Band werden routiniert mitgesungen und beim FM4-Hit “Honey” kommt sogar jungfräuliches Kreischen auf. Ehrlich, wir waren dort, wir haben’s selbst gehört. Es sei ihnen vergönnt.
Nicht wenige sind der Meinung, dass die Steaming Satellites der erste international relevante Musikbeitrag Österreichs sind seit Hansi Hölzl, Gott oder meinetwegen die heilige Schneekönigin hab ihn selig. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass da noch mehr geht. Gehen muss. Auf der Habenseite zu verbuchen: sie gehen den harten Weg, touren ohne Unterlass, geben sich nicht zufrieden mit weltberühmt in Österreich. Bleibt nur zu wünschen, dass der letzte Knopf aufgeht, wenn die Band endlich lernt Spaß am eigenen Treiben zu haben.
Denn der Weg ist das Ziel und mit Vollgas durch Raum und Zeit rauscht’s sich nicht nur laut sondern auch lustig. Selbst wenn das spaceship, oh ja, das spaceship dann mal broken down ist, sollt ihr zumindest immer noch sagen können: the flight, yes the flight was alright.